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Bei einer ihrer zahlreichen
Reisen nach Afghanistan begegnet die Journalistin Siba Shakib in
einem Flüchtlingslager Shirin-Gol. Sie ist spontan gefesselt
von der Kraft und Ausstrahlung dieser Frau, die aus ihrem Leben
erzählt. Die Geschichte der Shirin-Gol ist ein ebenso erschütternder
wie exemplarischer Bericht über das Leben einer Frau in Afghanistan.
Ein Leben, bestimmt von ständiger Flucht. Nicht nur vor Hunger,
Rechtlosigkeit und Armut, sondern auch vor den Soldaten der Roten
Armee, den Mujahedin, den Taliban. Momentan arbeitet Siba Shakib
daran, ihren Erfolgsroman zu verfilmen.
„Shirin-Gol ist anders
als die anderen Frauen, die ich in all den Jahren in Afghanistan
getroffen habe. Shirin-Gol ist wie ein Baum. Wie eine kräftige,
schlanke Pappel, die den stärksten Winden und Stürmen
standhält, die alles sieht, alles versteht, alles weiß,
alles erzählt.
Keine andere afghanische Frau, die ich kenne, hat so bereitwillig,
so offen und so ehrlich über ihr Leben gesprochen und erst
recht nicht über ihr Verhältnis zu ihrem Mann. Shirin-Gol
spricht über alles, woran sie sich erinnern kann, präzise
und detailliert, als wollte sie sichergehen, dass wenigstens ihre
Geschichte übrig bleibt, wenn sie selber nicht mehr am Leben
sein wird. […]
Shirin-Gols Geschichte ist nicht ungewöhnlich, erzählt
den ganz normalen Wahnsinn, den genauso oder so ähnlich Tausende
Frauen und Menschen in Afghanistan erlebt haben und noch immer erleben.
Das Lager, in dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind, die Städte,
Dörfer, das ganze Land, ist voll von Frauen, Kindern und Männern,
die wie Shirin-Gol immer wieder Hoffnung schöpfen, immer wieder
von dort, wo sie leben, aufbrechen, immer wieder glauben, dass alles
gut wird. Immer wieder sieht es am Anfang aus, als würde alles
gut werden.“
(aus: „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“)
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